10.11.2019

„Werte an unsere nächste Generation weitergeben“

Kolpingwerk: Regionalforum im Kreis Coesfeld zum Jubiläumsjahr

Ob der Landrat des Kreises Coesfeld, Dr. Christian Schulze Pellengahr, nun seinen Bürokaffee aus der geschenkten Kolping-Tasse trinkt, den er vom Kolping-Diözesanvorsitzenden Harold Ries (Xanten) geschenkt bekam, wird man nicht nachhalten können. Wohl aber hallt bei den Gästen der regional-politische Abend des Kolpingwerkes Diözesanverband (DV) nach. Denn qualifizierte Diskussionen und gute Gespräche trugen zu einem bereichernden und motivierenden Austausch bei.

An der Theke des Kolpinghauses Dülmen trafen sich Kolping-Mandatsträger aus dem Kreisverband Coesfeld mit Landrat Dr. Pellengahr und Kerstin Stegemann, Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster. Anlass dieses als lockeren Dialog moderierten Formates, das im Jubiläumsjahr in allen neun Regionen des Kolping-Diözesanverbandes angeboten wird, ist das 160-jährige Bestehen des Kolpingwerkes im Bistum Münster. Seit 160 Jahren und in unseren nach wie vor heutigen herausfordernden Zeiten werden hierbei Fragen von christlichen Werten in Kirche, Wirtschaft und Politik erörtert. Moderiert wurde der Abend von Uwe Slüter (Kolping-Geschäftsführer) und Anke Heining (Verbandsreferentin).

In seinem Impulsreferat erinnerte Landrat Dr. Schulze Pellengahr an den Mauerfall vor 30 Jahren. Daran könne er sich noch genau erinnern. Denn an diesem Tag hätte er in der Schule „blau“ machen dürfen, wovon sein Vater sonst überhaupt nichts gehalten habe. Vater habe ihm aber eine Entschuldigung geschrieben „und dann sind wir zusammen zu Verwandten nach Berlin gefahren“.

Veränderungen gelingen nur, wenn die Menschen mitgehen

Auf die heutige Zeit projiziert habe sich nach den Erfahrungen und Auswirkungen des Mauerfalls wenig geändert, so Pellengahr. „Noch immer ist gelingende Veränderung abgängig von den handelnden Personen. Und es bleibt entscheidend, wie man dann die Menschen mitnehmen kann.“ Hier sieht er beispielhaft den Wandel zum digitalen Zeitalter als eines der beherrschenden Themen. „Es ist für den ein oder anderen schon Wandel, dass man nun in der Gemeinde am Glasfasernetz angeschlossen ist.“ In der Frage um digitale Prozesse in der Verwaltung müsse sich jeder darüber hinaus die Frage stellen, „wie nicht nur die Mitarbeitenden in den Verwaltungen, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger Veränderungen positiv mittragen“.

Für Kerstin Stegemann werfen die neuen Medien, denen man sich nicht entziehen könne, auch die Frage von Teilhabe in der Gesellschaft auf: „Für die Politik ist jetzt schon alles schneller geworden, man kann kaum noch in Ruhe nachdenken und gestalten. Teilweise können wir nur reagieren und nicht agieren.“

Kämen Grundgesetz und christliche Soziallehre heute noch zusammen?

Mit Blick auf die Frage des christlichen Engagements und den 70 Jahren Grundgesetz sei festzustellen, dass das Grundgesetz fest auf christlichen Werten stehe. Pellengahr ist sich jedoch nicht sicher, ob dies heutzutage abermals so kombiniert würde. Auch hier im Münsterland sei es ja nicht mehr die Regel, dass Kinder getauft würden. Pellengahr: „Vor kurzem habe ich eine Familie beim Standesamt getroffen, die dort ihr Kind taufen lassen wollte.“ Dies zeigte, dass bei einigen Menschen kaum mehr ein Bezug hierzu vorhanden sei.

Landrat Schulze Pellengahr formuliert als Wunsch: „Was uns als Christen ausmacht und die damit verbundenen Werte müssen wir an unsere nächste Generation weitergeben und dürfen dies nicht auf die Amtskirche abschieben.“ Da sei auch das Kolpingwerk gefragt. „Lasst nicht nach, Eigeninitiative zu zeigen, Impulse und gute Ideen in die Politik und die Gesellschaft einzubringen“, ermunterte der Landrat die Kolpinger.

Für Kerstin Stegemann ist es unfassbar, „dass Personen wieder rechte Parolen herausbrüllen können und dann noch gewählt werden. Da müssen wir als Christen gegenhalten.“ Klare Kante zeigen, aufstehen, wenn Unrecht geschieht und christliche Themen einbringen in Politik und Gesellschaft.
„Und wenn ich an Strukturveränderungen in der Kirche denke, denke ich radikal“, findet Kerstin Stegemann deutliche Worte: „Da geht es nicht nur um das Diakonat der Frau, sondern um die Demokratisierung der Macht.“

Text: Daniel Fissenewert / Rita Kleinschneider

Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und Kerstin Stegemann, Diözesankomitee-Vorsitzende (Bildmitte), im Kolping-Kreisverband Coesfeld. Diözesanvorsitzender Harold Ries, Uwe Slüter (beide li.) und Anke Heining (re.) dankten für einen bereichernden Jubiläumsabend.  
Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr und Kerstin Stegemann, Diözesankomitee-Vorsitzende (Bildmitte), im Kolping-Kreisverband Coesfeld. Diözesanvorsitzender Harold Ries, Uwe Slüter (beide li.) und Anke Heining (re.) dankten für einen bereichernden Jubiläumsabend.
 
 

Anschrift

Kolpingwerk Diözesanverband
Münster e.V.

Gerlever Weg 1
D-48653 Coesfeld

Kontakt

Telefon: 02541 / 803-01
Telefax: 02541 / 803-414
info@kolping-ms.de
Kontaktformular

Newsletter

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.