09.12.2019
Genau am Gedenktag Adolph Kolpings (4.12.) endete im Kreisverband Borken die Reihe der regional-politischen Veranstaltungen beim Kolpingwerk im Bistum Münster, zu der Kolping-Diözesanvorsitzender Harold Ries (Xanten) rund 40 Mandatsträger_innen aus Kolping, Politik und Selbstverwaltung aus dem Kreis Borken sowie interessierte Gäste im Stadtlohner Otgerus-Haus begrüßen konnte.
Anlass dieses als lockeren Dialog moderierten Formates, das im Jubiläumsjahr in allen neun Regionen des Diözesanverbandes angeboten wird, ist das 160-jährige Bestehen des Kolpingwerkes Diözesanverband Münster. Seit 160 Jahren und in unseren nach wie vor heutigen herausfordernden Zeiten werden hierbei Fragen von christlichen Werten in Kirche, Wirtschaft und Politik erörtert. Moderiert wurde der Abend von Uwe Slüter (Münster, Kolping-Geschäftsführer) und Sonja Wilmer-Kausch (Ahaus, Verbandsreferentin).
Thema des Abends war der Wandel der Katholischen Kirche in Deutschland. Dorothea Sattler, Professorin an der Westf. Wilhelms-Universität Münster und Leiterin des Forums zum Synodalen Weg „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ bei der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, hielt das Impulsreferat.
Dieter Geerlings brachte als emeritierter Weihbischof seine jahrelangen praxisorientierten Erfahrungen aus Gemeindepastoral und Bistumsleitung ein. Beim lockeren Start wurde er gefragt, worauf er in der letzten Zeit keine Antwort hatte. Geerlings: „Ich wüsste zu gern, woher Adolph Kolping all‘ seine Ideen hatte!“
Die in Koblenz geborene Theologin Sattler empfahl, nicht nur allein auf die Kirche in Deutschland zu schauen: „In anderen Teilen der Welt steht die katholische Kirche vor Herausforderungen der Hungernot, der Gewalt von Krieg und Vertreibung. Dort werden andere Fragen als die nach der Ämterrolle gestellt.“ Als Weltkirche sei Vielfalt möglich. Hier müsse man schon ausloten, was auch in Deutschland unter den Bistümern geregelt werden könne.
Positiv merkte Prof. Dorothea Sattler den Wandel im Vatikan seitens des Papstes an. So würde Papst Franziskus zunehmend seinen Führungsstil des Zuhörens einführen und einfordern. „Und mit der Familiensynode und der Jugendsynode sind ja auch genau die Themen des Kolpingwerkes aufgegriffen worden“, so die 58-jährige Ökumene-Fachfrau.
Sorge mache ihr die zunehmende Polarisierung, die sich nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche wiederfinden lässt. „Auch für die Amtsträger ist es erstrebenswert, andere Meinungen auszuhalten. Daher freue ich mich auf den zweijährigen Synodalen Weg.“
Weihbischof em. Dieter Geerlings plädierte dafür, dass die Kirche keine „Rückzugskirche“ werden dürfe, sondern sich mit den sozialen Problemen auseinandersetzen müsse. „Dabei gehören zu einer missionarischen Kirche auch der Dialog und das Zuhören.“ Deutlicher wurde Weihbischof Geerlings bei einer Frage um Macht in der Kirche: „Es darf hier nicht nur um die Frage von Leitungsaufgaben gehen, sondern auch um kirchliche Gerichtsbarkeit und Entscheidungen in Finanzfragen.“ Sein Vorstoß allerdings, das Domkapitel müsse nicht nur aus zehn Männern, sondern könne auch zusätzlich mit zehn Frauen besetzt werden, bleibe bisher eher ungehört.
Mit einem Beschluss auf der Diözesanversammlung Ende November fordert das Kolpingwerk im Bistum Münster die Einführung des Diakonates für Frauen. Auf die Frage aus dem Publikum, wie lange man darauf warten müsse, bezogen beide klare Positionen. So sei sich Prof. Sattler vor einiger Zeit sicher gewesen, sie würde dies persönlich nicht mehr erleben, da dieses bereits Forderungen der Würzburger Synode (1971 – 1975) waren. Allerdings, „nach Aussagen einiger Bischöfe habe ich mittlerweile mehr Hoffnung“.
Weihbischof Geerlings ging sogar noch weiter: „Ich kann mir auch Frauen als Priesterinnen vorstellen.“ So bekräftigte er nochmals seine Aussage zur Menschwerdung Gottes, die durchaus auch auf viel Kritik stoße. „Natürlich hätte Gott auch als Frau auf die Welt kommen können.“ Zu jener Zeit war es aber wohl nicht verkehrt, wie es war. „Wer kann schon beurteilen, was Gott will und kann?“
Text: Daniel Fissenewert / Rita Kleinschneider
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