15.02.2023

Treffen sich eine SPD-Politikerin und eine Superintendentin…

Kolping-Bildungswerk und Ralf Steindorf luden zum politischen Kochen

Wieder einmal hatte das Kolping-Bildungswerk im Bistum Münster zum Kochabend in die Vorführküche des Möbelhauses STALL nach Coesfeld eingeladen. Für die erste Veranstaltung in 2023 des beliebten Formates „Steindorf kocht…“ mit Hobbykoch Ralf Steindorf in der Reihe der politischen Bildung bei Kolping hieß es „Politik trifft Kirche“. Denn Sebastian Kavermann vom Kolping-Bildungswerk und Ralf Steindorf konnten

  • Susanne Falcke, Superintendentin des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, und
  • Nadja Lüders, Generalsekretärin der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag, begrüßen.

Mit ihrer unkomplizierten Art übernahmen beide sehr fleißig unter Steindorfs Anleitung kleine Kochaufträge und beantworteten zudem die Fragen von Moderator Sebastian Kavermann. Der Kolping-Bildungsreferent sorgte zwischen den Menügängen mit einem guten Mix aus seinen Fragen und die des Publikums dafür, dass den beiden Gästen nicht nur beim Schnippeln, Rühren und Auftragen warm wurde. Denn neben der Möglichkeit, mit privaten Fragen die Menschen hinter ihren hohen Ämtern kennen zu lernen, kamen auch gesellschaftspolitische Themen auf den Tisch.
Und schon vorab sei geschrieben: Für die Antworten gab es selten so viel zustimmenden Applaus.

„Behütet, aber mit vielen Freiheiten“ sei sie als Einzelkind in einer sehr offenen Familie aufgewachsen, in der sie durch Umzüge sowohl das Stadt- als auch das Landleben kennenlernte, erzählte Nadja Lüders. Ihre Eltern hätten sie „ganz bewusst“ in eine Gemeinschaftsschule im sozialen Brennpunkt geschickt. In den 80-er Jahren sogar schon mit Ganztag und Sportangeboten. Der Geschichtslehrer habe ihr Interesse an Politik gefördert.

Politik gehört an den Küchentisch

„Das ganze Leben ist doch politisch“, findet Nadja Lüders. Politikthemen sollte schon am Küchentisch anfangen. Ortsverbände machen Basisarbeit. „Und es ist sicher nicht immer die Weltpolitik, die wichtig ist. In dem Moment ist es halt der Heckenschnitt in der Nachbarschaft.“ Auch das müsse diskutiert und dann ein Konsens gefunden werden.

Leider erlebe man gerade bei Social Media, „alle sind Experten, jeder behauptet, er hat gerade den großen Überblick“, so Nadja Lüders. „Zuhören wäre eine Tugend, die wir wieder kultivieren sollten. Ich bin froh, dass Olaf Scholz nicht zu jedem Thema sofort den Mund aufmacht.“

Institutionellen Ballast loswerden

Im Fragenkomplex zum Ehrenamt und wie sich dieses wieder attraktiver gestalten lasse, antwortete Susanne Falcke: „Regularien bremsen das Ehrenamt aus. Immer noch mehr Verordnungen und Aufgaben draufpacken, das muss geändert werden“, zeigte sie am Beispiel der behördlichen Vorgaben für einen Basar in der Kirchengemeinde. Wieder gab es langen Applaus aus dem aufmerksamen Publikum.

Einen Tipp für alle Gäste hatte Susanne Falcke, die früher in einer Band spielte: „Singen! Das kann jeder, es ist wie ein Flow und hilft gegen jeglichen Stress.“

Auf die Frage zu den Gründen für den Rückgang der Kirchenmitglieder: „Wir müssen institutionellen Ballast loswerden. In dieser Phase des Umbruchs haben wir als Kirche eine große Verantwortung einfach da zu sein, wenn Gesellschaftsstrukturen wegfallen.“

Zudem brauche es Nachwuchsstrategien für das Priesteramt, so Susanne Falcke. Während Corona fehlten die Zusammenkünfte für Gespräche und Austausch. „Viele junge Leute engagieren sich zwar, aber als Pfarrer:in bläst einem der Wind ins Gesicht. Das muss man aushalten können.“ Auch das Studium mit drei Altsprachen sei sehr schwer und es fehle die Einsicht bei den jungen Leuten, wofür man diese für die spätere Seelsorge brauche.“
Was sie kirchenintern verändern möchte? „Mithelfen, den Strukturwandel behutsam aber beherrscht so zu gestalten, damit er möglichst wenig Schäden verursacht.“

Zufriedenheit: Auf dem politischen Weg und bei den Gästen

Im Mai tritt Nadja Lüders nun nicht wieder als SPD-Generalsekretärin an. „Mir war eine gründliche Analyse der letzten Landtagswahlen wichtig. Die haben wir jetzt vorliegen. Ich wollte meinem / meiner Nachfolger:in sagen können: Hiermit lässt sich arbeiten.“ Dann ist sie wieder „einfache“ Landtagsabgeordnete „damit kann ich sehr gut leben!“. Was möchte sie noch erreichen? „Es ist immer noch nicht egal, in welche Familie man hineinwächst. Diese soziale Ungleichheit müssen wir verändern. Bildung und Teilhabe darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen.“

Nach Wein, gutem Essen und ebensolchen Gesprächen wurde es kurz vor Mitternacht bis die fleißigen Helfer:innen der Kolpingsfamilie Billerbeck sowie Alexander und Max Steindorf die Küche wieder aufräumen konnten. Max hatte zuvor noch die Besucher des „Steindorf kocht…“ mit einem Gitarrensolo verabschiedet. Und für die guten Geister im Hintergrund sowie den talentierten Instrumentalisten gab es einen besonders dankbaren Applaus.

Text und Fotos: Rita Kleinschneider

Ralf Steindorf (v. li.) kochte mit Susanne Falcke und Nadja Lüders. Sebastian Kavermann (Kolping-Bildungswerk) moderierte. Und die beiden Steindorf-Söhne Max und Alexander unterstützten das Helfer:innenteam der Kolpingsfamilie Billerbeck.
Ralf Steindorf (v. li.) kochte mit Susanne Falcke und Nadja Lüders. Sebastian Kavermann (Kolping-Bildungswerk) moderierte. Und die beiden Steindorf-Söhne Max und Alexander unterstützten das Helfer:innenteam der Kolpingsfamilie Billerbeck.
Der Nachtisch beim Kolping-Kochabend mit Ralf Steindorf.
Der Nachtisch beim Kolping-Kochabend mit Ralf Steindorf.
Die Helfer:innen beim Kochabend.
Foto: Christian Tiepold
Die Helfer:innen beim Kochabend.
Foto: Christian Tiepold
Nadja Lüders und Susanne Falcke (v. li.)
Nadja Lüders und Susanne Falcke (v. li.)

Gut zu wissen

Susanne Falcke ist in Recklinghausen geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Münster und Berlin und dem dortigen Vikariat kam sie 2008 in die Kirchengemeinde Dülmen. Seit Dienstantritt im Januar 2022 als Superintendentin in Leitungsverantwortung und Außenvertretung für den großen Kirchenkreis ist sie mit ihrer Familie und den drei Kindern zum Dienstsitz nach Burgsteinfurt gezogen. 

Nadja Lüders, geb. in Witten und an verschiedenen Orten aufgewachsen, hat in Münster Jura studiert, dann eine eigene Rechtsanwalts-Kanzlei bis sie 2010 für den Wahlkreis 113 Dortmund in den Landtag einzog. Seit 2018 bis Mai 2023 ist sie Generalsekretärin der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag. Wichtige Anliegen sind ihr die Sensibilisierung gegen Rechtsextremismus, die Opferfürsorge und die Aufrechterhaltung der Gedenkkultur.

 
 
 

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